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Landesburg Zülpich
Die Landesburg Zülpich gilt als eine der wichtigsten und besterhaltenen gotischen Kastellanlagen des Rheinlandes: Sie prägt mit ihrer einzigartigen Silhouette bis heute das Stadtbild. Bereits in der Spätantike haben die Römer den Kern der Siedlung Zülpich auf dem Mühlenberg durch einen Mauerring befestigt. Diese Befestigung wurde bis weit ins Mittelalter weitergenutzt. Nach mehrmals wechselnder Stadtherrschaft sicherten sich die Kölner Erzbischöfe in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts endgültig den Besitz der Stadt. 1369 begannen sie auf Fundamenten von Vorgängerbauten der Grafen von Jülich mit der Errichtung einer neuen Burganlage, deren Mauern und Tore mit den heute erhaltenen Bauten größtenteils identisch sind.
Die Landesburg Zülpich bildete eine viertürmige regelmäßige Anlage, deren Südwestmauer in die Stadtbefestigung integriert war. Umgeben war der Festungs- und Verwaltungsbau ringsum von einem teils wasserführenden Graben. Ein Haupttor führte hinein in die Stadt, ein separates Außentor dagegen als „Flucht- und Schlupfpforte“ direkt ins Freie. Nachdem die Anlage mitsamt einem darin ab 1847 eingebauten Brennereigebäude jahrzehntelang leer gestanden hatte, erhielt die Landesburg Zülpich 2003 neue Eigentümer, die das Areal sichern und erhalten.
Inzwischen ist die Festung ein Hort der Kultur: Neben Wohn- und Geschäftsräumen sind dort 2009 die Zülpicher Geschichtswerkstatt und 2012 die Hubert-Salentin-Gemälde-Ausstellung eingerichtet worden. Zudem kann der Nordturm als Aussichtsturm genutzt werden.
Zunehmender Verkehr führte Ende des 19. Jahrhunderts dazu, dass die Torbögen erhöht oder aber die Stadtmauer zu beiden Seiten der Tore durchbrochen werden musste. Köln-, Bach- und Münster-Tor, letzteres ursprünglich eine Doppeltoranlage wie die übrigen, sind noch in in weitgehend originalem Zustand erhalten. Das im 2. Weltkrieg zerstörte Weiertor wurde bis 2023 spektakulär in seinen mittelalterlichen Bauformen neuerrichtet.